Tempest Songbook (period instrument version)

Commissioned by IRCAM and the Barbican Centre.

Work Notes Dedicated to Anssi Kartunnen
Publisher Chester Music Ltd
Category Soloist(s) and Large Ensemble (7 or more players)
Duration 21 Minutes
Solo Instrument(s)  soprano, baritone
Orchestration 0+rec.0.0.0/0000/hpd/Lute/str(1.1.1.1.1)
Availability Unavailable

Programme Note
The Tempest Songbook
Kaija Saariaho: The Tempest Songbook

Übersetzung: Sebastian Viebahn
Abdruck und Nutzung nur mit Erlaubnis des Übersetzers: www.creativ-uebersetzungen.de

Ariels Begrüßung

Ariel
Gegrüßt sei, großer Meister, hoher Herr!
Ich komme, dir nach deinem Wohlgefalln zu dienen,
sei es nun fliegend, schwimmend, durch die Flammen tauchend,
auf wirren Wolken reitend – steh treu mit allem,
was ich kann, dir zu Gebot…

Ich stieg aufs Königsschiff; trug an den Bug
Mal unter Deck, an Deck, in jede der Kajüten,
als Flammenbündel Angst, mal teilt ich mich
und loderte an vielen Stellen…

… Dann schlug ich meine Trommel,
so dass sie jungen Füllen gleich die Lauscher spitzten,
die Lider hoben, witternd ihre Nasen,
als sie Musik erspürten, und bestrickte ihr Gehör…

Calibans Traum

Caliban
Habt keine Angst, die Insel ist voller Geräusche,
harmloser schöner Töne und süßer Weisen.
Bisweilen klimpern tausend Instrumente
Um meine Ohren, bisweilen auch Stimmen,
die, wie wenn ich aus langem Schlaf erwachte,
mich abermals einlulln; dann scheints im Traum,
die Wolken öffnen sich und zeigen Schätze,
die auf mich prasseln wolln, sodass, würd ich erwachen,
ich danach schriee, erneut zu träumen.

Mirandas Klage

Miranda
Habt ihr, mein liebster Vater, durch Magie
Die wilden Fluten aufgepeitscht, so zähmt sie wieder.
Vom Himmel fiele sicher Pech und Schwefel,
wenn nicht die See, bis an die Wolken schlagend,
das Feuer löschte. Oh, wie ich litt mit ihnen,
die ich so leiden sah! [Ein tapfres Schiff,
das zweifelsohne edle Wesen in sich führte,
in Stücke ganz zerschmettert!] Oh, ihr Schrei
ging mir ans Herz; die Armen mussten sterben!
Wär ich ein Gott und mächtig, hätte ich gewiss
die See in tiefste Abgründe versenkt,
statt sie dies gute Schiff verschlingen lassen
mit Mann und Maus.

Prospero
Sei ganz beruhigt!
Dein mitleidsvolles Herz ward nur getäuscht,
es ist kein Leid geschehen! …

Prosperos Trugbild

Prospero
Bewegt seht ihr mir aus, mein Sohn,
als wäret ihr verstört; Kopf hoch, mein Herr.
Vorbei ist das Spektakel, und wie ich sagte,
war’n alle Darsteller nur Spuk und sind zerronnen
zu Luft, zu nichts als dünner Luft.
Ja, wie der vage Stoff dieser Erscheinung
werden die wolkenhohen Türme, Prunkpaläste,
die hehren Tempel und die Erde selbst
samt all ihrer Bewohner im Nu verfliegen
und – wie dies unwirkliche Schauspiel, das verblich – ,
spurlos vergehn. Wir sind aus jenem Stoff,
aus dem die Träume sind, und unser kleines Leben
umfängt der Schlaf. Mein Herr, ich fühle mich zermürbt
[Seht mir mein Schwächeln nach, ich bin ganz aufgewühlt;
lasst Euch durch meine Unrast nicht verstören:
Zieht Euch zurück in meine Zelle, wenn ihr mögt,
und ruht dort aus]. Ich will, damit der Sturm sich in mir lege,
noch ein paar Schritte tun.

Ferdinands Trost

Ferdinand
Wo spielt wohl die Musik? Auf Erden? In der Luft?

… Als ich am Ufer saß,
um meines Vaters Tod, des Königs, weinend,
schlich die Musik über das Meer sich in mein Herz,
stillte den Grimm der See und meine Trauer
mit ihrer süßen Melodie. Ich folgte ihr,
oder sie zog mich eher mit sich. Doch jetzt ist’s still.
Horch, sie hebt wieder an

Ariels Lied
Dein Vater liegt fünf Faden tief,
sein Bein sich als Korallen findet;
die Perle dort war einst sein Aug’:
Nichts von ihm, das ganz verschwindet,
doch wandelt es sein Wesen bald
zu rarer, kostbarer Gestalt.



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